Naja bei mir fing alles mit Sammelfieber an. Panini ist schuld an meinem Mustangfieber. Denn als ich zehn war gab es von Panini ein Pferdesammelalbum. Da gab es so viele tolle Pferde. Aber eines hat mich nicht mehr losgelassen, der Mustang. Bei Panini war es ein schwarzes Pferd mit zum Teil weißen Beinen. Von da an schwirrte der Mustang ständig durch meinen Kopf. Ich suchte und sammelte alles was ich finden konnte, Bücher, Filme, Internetseiten, …und ging meiner Familie damit gehörig auf die Nerven. Mein Haupt Problem war nämlich dass ein eigenes Pferd für mich nicht möglich war und so blieb mir nichts anderes als die Informationen und Reitunterricht.
Viele Jahre und inzwischen auch Reitbeteiligungen später hätte ich fast einen Mustang über privat gekauft, doch da machte mein Mann dann dicht und so kam es doch nicht zum Kauf. Was später betrachtet genau das richtige war, denn statt des Pferdes haben wir dann das Grundstück neben an gekauft und platzt für die Pferdehaltung am Haus bekommen.
Hier zog dann meine zweite Herzensrasse ein. Zwei Mini-Shettys. Eine eigene, die später unerwartet verstarb und eine von einer Freundin. Diese übernahm ich später, als meine Freundin krank wurde.
Doch die Mustangs blieben. Darum stieß ich Ende 2016 auf die Geschichte mit Blackjack und Silke. In meinem Eifer telefonierte ich kurz darauf mit ihr für mehr Informationen, die sie mir sehr gerne gab. Und natürlich kam ich auch nicht am ersten Mustang Makeover vorbei. Leider war ein Großpferd immer noch nicht drin und die Mustangs weiter ein Traum.
Erst Jahre später als eine Freundin mit mir einen Mustang holen wollte nahm ich wieder Kontakt auf. Ich war mir aber nicht sicher ob das alles so klappen würde. Trotzdem versuchten wir beim MMO 2021 eins zu ersteigern, daraus wurde aber nichts und so half uns Silke im Anschluss ein passendes zu finden. Leider sollte ich rechtbehalten und meine Freundin verließ mit dem Mustang den Stall.
Im Nachhinein denke ich auch hier, dass es genau das richtige war. Denn in diesem Loch fand mein Mann sein Traumpferd, einen Schwarzwälder mit krankem Vorbesitzer. Doch dieser war noch jung und sollte einen gleichgroßen Partner bekommen, wenn das passende Hotti kommen würde. Bis dahin wäre der Stall auch bestimmt schon zum Paddocktrail umgebaut. So der Plan.
Diesen Plan durchkreuzte Silke, in dem sie mir Blue vorstelle. Sie hatte selbst kaum Informationen und schlechte Bilder. Im Endeffekt wusste ich nur Größe, Alter und Geschlecht. Doch ich gab ihm eine Chance und Silke hakte nach. Er kam von einer Privatperson, die ihn selbst aus dem Killpen gerettet hatte. Leider musste sie ihn jetzt auf Grund von Krankheit hergeben. Da musste ich schon schmunzeln, irgendwie hatte ich ein Talent für Pferde mit kranken Vorbesitzern. Silke meinte sie sehe ihn eigentlich bei uns und nach ein paar Videos, musste ich ihr da recht geben. Eines hatte mich besonders überzeugt, da wühlte er auf der Anhänger Pritsche eines Fahrzeuges und seine Vorbesitzerin schob ihn weg, kaum hatte sie die Hand unten war seine Nase wieder im Wagen. Dieser Schalk war mit dem er mich hatte. Doch meinen Mann musste ich noch überzeugen. Er tat sich schwer damit ein ungesehenes Pferd einzuschätzen. Aber er ließ sich überzeugen und so sagten wir ja. Dass er schon in wenigen Wochen kommen würde war auf jeden Fall ein Pluspunkt.
Die Papiere waren schnell ausgefüllt, die Versicherung geklärt der Hänger gebucht und das Geld überwiesen. Jetzt hieß es nur noch warten. Am Tag vor dem Flug fegte ein Eissturm über Texas, was den Flug gefährdete und stellt uns alle noch einem auf die Probe. Samstags Vormittags bekamen wir erst die Entwarnung, dass die Pferde genau in diesem Augenblick ins Flugzeug gegen und fliegen werden. Es war das erste Mal das ich tatsächlich aufgeregt war und es realer wurde.
Am Flughafen selbst war Blue das erste Pferd daher waren wir auch schnell wieder auf dem Rückweg. Zuhause angekommen hieß es ausladen. Ich wollte auf alles gefasst sein, da er sich in der Quarantäne nicht übermäßig vorbildlich und eher schüchtern gezeigt hatte, daher behielt ich jede Kleinigkeit im Blick. Zu meiner Überraschung lief er aber die wenigen Meter bis zum Stall brav mit mir mit und wurde freudig von den anderen begrüßt.
Ab jetzt lief aber nichts mehr so wie ich es erwartet hatte. Meine Erwartungen waren, dass er wie alle Mustangs erst einmal seinen Jetlag verarbeiten musste, ich die ersten Tage ihn wahrscheinlich nicht anfassen durfte, ehe wir am Führtraining arbeiten konnten und dann über die Hauptstraße zur großen Koppel konnten. Kurzum, er einfach Zeit brauchte.
Als wir den Hänger weggebracht hatten und wieder am Stall waren, zwei Stunden nach dem ausladen, wurde ich jedoch freudig erwartet und Blue kam sofort zum Kuscheln. Nach einem sehr innigen Moment mit meiner Tochter, versuchte ich sogar erfolgreich das Halfter zu tauschen. Am nächsten Tag ging er bereits mit mir zur großen Koppel und durfte mit den anderen zusammen. Das klappte so gut dass mein Shetty über Nacht in seinen Teil des Stalles einbrach und nicht mehr von seiner Seite wich.
Inzwischen galoppiert er auch mal über die Weide. Die Kinder können ihn alleine nach Hause führen, selbst wenn ein LKW oder Bus kommt, Mama und Papa laufen nur noch mit den anderen hinterher. Wenn er frisch auf der Weide ist und das Halfter unten hat, darf ich aber erst gehen wenn ich ihn noch einmal gekrault hab, sonst werde ich gezwickt oder er stellt sich mir in den Weg.
Alles in allem, habe ich jetzt über zwanzig Jahre auf meinen Traum-Mustang gewartet und viele Höhen und Tiefen zwischenzeitlich in der Pferdewelt erlebt. Ich durfte mit einigen Mustangs und Problem Pferden arbeiten, doch auf Blue konnte mich keiner vorbereiten.
Und das obwohl nicht einmal Silke wirklich was über ihn wusste, ist er genau der Mustang den ich brauchte.
Ich möchte jedem Mut machen. Der sich im Moment keinen Mustang leisten kann, egal ob wegen fehlender Zeit, Geld oder Platz. Der es sich nicht vorstellen kann ungesehen ein Pferd zu kaufen oder kaum Informationen hat.
Wenn das richtige Pferd kommt, dann fügt sich alles zusammen.