Kill Pen - Endstation für Mustangs?

Als Kill Pen werden diverse Verkaufsställe in den USA bezeichnet, die entweder Pferde auf Auktionen, oder Pferde von Privat, Züchtern oder Sonstigen Personen aufkaufen. Die Verkaufsställe geben den Tieren oft eine letzte Möglichkeit ein neues Zuhause zu finden. Sie werden auf Facebook gepostet und zu einem höheren Preis angeboten.

Von Auktionen fahren nicht selten Schlachttransporte direkt nach Kanada oder Mexiko.

Das Zeitfenster eines Pferdes im Kill Pen beträgt meist 1-2 Wochen. Leider landen immer mehr wilde Mustangs im Kill Pen. Ursache hierfür ist unter anderem das Adoption Incentive Program vom Bureau of Land Management, welches amerikanische Staatsbürger bei der Adoption eines Mustangs unterstützt und die Pferde mit 1000 Dollar bezuschusst. Gut gedacht macht diese Regelung mehr Sorgen als sie Nutzen bringt. Denn nach Ende des Adoptionsjahres werden diese Mustangs dann oft, nach Erhalt der Prämie, im Kill Pen “entsorgt”.

Wenn Du uns unterstützen möchtest Mustangs aus Kill Pens in gute Zuhause zu vermitteln, kannst Du den Verein IG Mustang e.V. unterstützen! Jede kleine Spende kann helfen einem solchen Mustang seine letzte Chance zu schenken bevor es für ihn zu spät ist.

 

Eine unserer Rettungsaktionen - Die Geschichte von Hera, Sunshine und den Mulstangs

Und da standen sie! Facebook ist für manche Dinge ein Segen und für manches ein Fluch. In diesem Fall sind wir Facebook sehr dankbar, denn so konnten wir 2 Stuten, einem Mulifohlen und 4 weiteren Mustangs im August 2021 das Leben retten, und das Ganze kurz vor knapp.

Seit Jahren kümmern wir uns um die Mustangs in den Auffangstationen, sind bemüht für jeden Mustang ein passendes Zuhause zu finden. Hängen unsere ganze Liebe und Zeit in das MUSTANG MAKEOVER, um immer mehr Menschen für die Mustangs zu gewinnen. Und der Plan ging auf. Wir haben es gemeinsam mit Ra- ckettown Mustangs geschafft bis heute 350 Mustangs auf ihrem Weg in ein neues Zuhause zu begleiten. Wir freuen uns für jeden Mustang, der sein Forever Home findet, egal ob in den USA oder in Europa.

Aber das, was wir seit Wochen beobachten, schlägt dem Fass den Boden aus. Immer mehr Mustangs finden den Weg in sogenannte Kill Pens. Diese Verkaufsställe sind das Schlimmste, was uns bis heute in Bezug auf den Mustang begegnet ist. Für uns hier in Deutschland unvorstellbar. Die Kill Pens kaufen auf Versteigerungen Pferde für wenig Geld. Pferde aller Rassen, die Menschen nicht mehr haben möchten, wechseln so den Besitzer. Junge, alte, abgemagerte, verletzte, gezüchtete – einfach alles. Oder Menschen liefern ihre Pferde dort persönlich ab. Teils zahlen die Käufer weniger als 200 Dollar/Pferd. Diese Verkaufsställe haben kein vor- rangiges Interesse daran, die Tiere an einen guten Platz zu vermitteln, sondern es geht nur um Profit, um Geld! Jedem Pferd steht nur eine kurze letzte Zeit zu, in der es gepostet wird, bevor das Schicksal nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Die Tiere erhalten mit Eintreffen im Kill Pen eine Deadline und dieser Tag bedeutet das Todesurteil. Eine Einbahnstraße, die sie aus eigener Kraft nicht mehr verlassen können. Wir sind zutiefst betroffen. Seit einem Jahr verfolgen wir diese Entwicklung mit Sorge. Den Start dazu machten zwölf Kill Pen Pferde, welche wir in besonderer Kooperation mit Skydog Sanctuary im Oktober 2020 bei Sandra Williamson, unserer Trainerin in den USA, aufnehmen durften. Acht davon konnten wir bis heute auf ihrem Weg in ein neues, gutes zu Hause in Deutschland und der Schweiz begleiten, 4 warten noch auf ihr Glück.

Aber das, was uns diese Woche über Facebook erreicht hat, ließ uns den Atem stocken und es gab kein Überlegen mehr.

Tag 1: Zwischen den letzten Vorbereitungen für das EVENT mussten wir noch einmal unsere Energie sam- meln und wichtige Entscheidungen treffen, denn hier ging es für eine Mama mit Kind und eine hochtragende Stute, im wahrsten Sinne des Wortes, um Leben und Tod. Es sind BLM Mustangs, mit Title und Brandzeichen. Diese Mütter konnten wir nicht ihrem Schicksal überlassen, kaum vorzustellen, dass das kleine Muli auf einen Schlachttransport gehen sollte. Schlimmer noch, es wurde kommuniziert, dass die zweite Stute innerhalb der nächsten 4 Wochen abfohlen würde. Was, wenn das Fohlen auf dem Schlachttransport geboren würde? Unvor- stellbar. Die Entscheidung war in dem Moment gefallen als das Bild auf Facebook auftauchte. Einzig die Frage des „wie“ musste geklärt werden. Hier gab es kein Zögern und Clare Stables sagte sofort zu und half bei der Organisation. Vielen Dank an Skydog Sanctuary. So konnte schnell eine Quarantäne Station gefunden werden, denn die Pferde aus dem Kill Pen können alle möglichen Erkrankungen mitbringen und unsere eigene Quarantänestation war belegt mit 9 Mustangs, welche kurz vor dem MUSTANG MAKEOVER nach Deutschland reisen durften.

Nach dieser Zusage gab es nur noch eines zu tun. Zurück auf die Homepage des Kill Pens und die Pferde im Online Shop in den Warenkorb legen. Geld, spielt Geld in dieser Situation eine Rolle? Ja tut es, aber nicht für diese beiden. Viel zu teuer, weit über dem Schlachtpreis wurden sie angeboten, mit dem Wissen, dass eine Sanctuary oder Privatperson kommen würde und bereit ist den Preis zu zahlen. Das ist der Grund, warum wir uns normalerweise streuben diese Systeme zu unterstützen, denn mit jedem verkauften Pferd rückt ein neues nach. Aber was blieb uns in diesem Fall übrig? Wir drückten den Button „add to card“. Bezahlt wurde ganz entspannt über Paypal. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir keinen Kontakt zum Verkäufer. Einzig eine Bestätigungsemail landete im Postfach. Zwei Tage hatten wir nun Zeit die Pferde abzuholen. Ab dem dritten Tag würde ein Tagessatz berechnet. Gnadenloses Management, ohne Zugeständnisse. Per Email sendete ich dem Verkäufer die Daten der Abholerin. Immer noch keine Reaktion. Einzig im Online Shop der Vermerk „sold out“

TAG 2: Nichts erinnert mehr an die Geschichte der drei Geretteten. Im Onlineshop sind sie gelöscht, das Video des Verkäufers auf YouTube und seiner Homepage ebenfalls. Aber wir werden die Geschichte der drei, vielleicht bald vier, weiterschreiben.
Es ist der Tag der Abholung und ein Neubeginn. Natürlich interessierte uns die Geschichte der beiden, aber was wir mit der Abholung erfahren haben, ist unvorstellbar. Der Title, also die Besitzurkunde der beiden Stuten, wurde vor 2 Monaten ausgestellt. Bis zu dieser Ausstellung waren mind. zwölf Monate vergangen seit der Adoption beim Bureau of Land Management. Dieses Adoptionsjahr dient als Schutz für die Mustangs, damit genau das, was hier passiert ist, nicht passiert. Leider endet nach genau 12 Monaten die Kontrolle, und die Behörde kann und will nicht mehr eingreifen. Im Fall der gedeckten BLM Stuten hat der Besitzer genau diese Zeit abgewartet. Mit Sicherheit haben sie vom Adoption Incentive Program profitiert und vom Staat für die Adoption pro Stute 1000 Dollar erhalten. Ein eigentlich gut gemeintes System, welches leider in großen Teilen dazu beiträgt, dass Personen Mustangs adoptieren, die diese von vornherein nach Ende des Adoptionsjahres verkaufen werden. Dringend müssen hier Gesetze geändert werden.

Die Menschen, welche diese beiden Stuten adoptiert haben, ließen beide Stuten nach nur wenigen Wochen von einem Esel decken. Wir fragen uns nach dem Sinn. Die Stuten sind nach wie vor wild und untrainiert. Niemand hat sich um sie gekümmert. Was war das Ziel der ehemaligen Besitzer?

Eine Antwort werden wir wohl nie finden.
Wir wissen nur eines, egal wie sehr unser Herz für die Mustangs in den Auffangstationen brennt, es gibt noch eine andere Art Mustang, die dringend Hilfe benötigt, deren Uhr abläuft. Unerbittlich und jeden Tag.

Noch vor gut einem Jahr hätten wir niemals blind Pferde aus dem Kill Pen gekauft, denn uns war es immer wichtig, die Geschichten der Mustangs zu kennen. Ab jetzt möchten wir aber auch diese Geschichten erzäh- len, es ist einfach schlimm und unvorstellbar. Manche Pferde haben nie eine realistische Chance.

Aber genau um diese Einzelschicksale geht es doch, oder?

Wir müssen hier helfen. Uns bleibt nichts anderes übrig. Dazu braucht der Verein IG MUSTANG e.V. dringend finanzielle Unterstützung. Jeder Euro zählt und rettet vielleicht ein Mustangleben.

Weil uns die Geschichte der drei Geretteten nicht losgelassen hat fiel die Entscheidung, noch am Tag der Abholung der Mustangstuten, weiteren Mustangs aus einem anderen Kill Pen zu helfen. In Rücksprache mit unserer Trainingsstation Rackettown Mustangs haben wir uns entschlossen einem schicken dun Wallach na- mens Shiloh eine Chance zu geben. Warum er im Kill Pen gelandet ist, wissen wir nicht. Leider existiert auch kein Title mehr für diesen Wallach, was bedeutet, dass wir den Freezebrand auslesen müssen, um mehr über ihn herauszufinden.

Der zweite Mustang, für welchen wir uns entschieden haben, ist eine echte Rettungsaktion. Denn er ist nur noch Haut und Knochen. 2 Jahre ist er angeblich alt und hat jeglichen Lebensmut verloren. Ein Schatten seiner selbst. Wir hoffen so sehr, dass wir für ihn ein Zuhause finden, dass sich jemand in seine Geschichte verliebt und er nächstes Jahr ausreisen kann. Hoffentlich erkennt jemand, was aus ihm mit der richtigen Für- sorge werden kann. Aber bis es soweit ist, heißt es noch zittern, ob er es überhaupt schaffen wird.

Bei diesem Kill Pen gibt es keinen Onlineshop, sondern alles läuft über Facebook Messenger. Risikobehaftet – es wird eine Paypaladresse geschickt und wir zahlen die Hälfte an. Rückmeldung gibt es keine.

„They all have till Monday“, wird uns geschrieben. Acht Mustangs stehen auf der Liste für den nächsten Trans- port nach Kanada oder Mexiko. Uns blutet das Herz, und wir retten noch zwei fuchsfarbene Stuten.

Eine Tierschutzorganisation begleitet uns während dieses Kaufes und bietet ebenfalls Unterstützung an. Es gibt viele Menschen und Organisationen die helfen möchten, aber Platz und Geld spielen immer wieder die entscheidende Rolle im Kampf um Leben und Tod.

Jetzt können wir nur hoffen, dass sich schnellstmöglich Interessenten für die Geretteten finden.
Das kleine Mulifohlen wird sein Forever Home bei uns bekommen, wir werden in jedem Fall berichten. Er soll uns alle immer wieder daran erinnern wie schnell sich Dinge ändern können und dass wir nicht aufhören du?r- fen den Mustangs zu helfen.

Wer diese tollen Projekte von unserem Verein IG MUSTANG e. V. unterstützen möchte ist herzlich dazu eingeladen. Jeder Euro zählt, auch wenn man selbst die hohen Kosten des Importes nicht aufbringen kann.

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